Pressemitteilung

Lokal ist Trumpf: Regionale Kreisläufe und Produkte

Eine Eventreihe zeigt Vorzeigebetriebe aus Landwirtschaft und Tourismus, die erfolgreich innovative Kooperationen leben

27.06.2025
5 min

Ein Getreidebauer, der seine Produkte an einen Bäcker und die Gastronomie liefert; eine Landwirtin und Gastgeberin, der das Tierwohl stark am Herzen liegt; und ein Küchenchef, der Tradition mit Moderne verbindet und niveauvolle Fusion-Küche anbietet: Das sind die Pionierinnen und Pioniere, welche die Teilnehmenden des vor Kurzem stattgefundenen Events „Zu Gast bei Pionieren in der Dolomitenregion Seiser Alm“ kennenlernen durften. Die Veranstaltung gehört zu einer Eventreihe, organisiert von IDM Südtirol, bei der Beispiele für eine erfolgreiche und innovative Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Landwirtschaft vorgestellt werden. Gestartet ist die Reihe 2023, nun geht sie in das zweite Jahr. Mitgetragen wird sie vom Südtiroler Bauernbund (SBB), dem Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV), dem Südtiroler Köcheverband (SKV) sowie Unternehmer:innen und Partner:innen aus Tourismus und Landwirtschaft. Partner der Auftaktveranstaltung 2025 war Seiser Alm Marketing. Weitere Termine sind für den Herbst in Planung.

Wie können sich Tourismus und Landwirtschaft besser kennenlernen, um enger zusammenzuarbeiten und so noch mehr Synergien zwischen den beiden Branchen auszuschöpfen? Und welche guten Beispiele gibt es hier bereits, von denen man sich eine Scheibe abschneiden kann? Die Antwort von IDM auf diese Fragen lautet: „Zu Gast bei Pionieren“. Bei dieser Eventreihe, zu der Interessierte aus beiden Sektoren geladen sind, erzählen mutige Vordenker:innen, wie sie Herausforderungen angehen und welche Trends sie in ihren Betrieben setzen. Ihr Beispiel soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer inspirieren und anregen, es ihnen nachzutun und gemeinsam mit Partner:innen der jeweils anderen Branche neue Wege zu beschreiten. Gleichzeitig gibt es bei jedem Treffen viel Möglichkeit, sich auszutauschen, Kontakte zu knüpfen und Netzwerke zu bilden - Kostproben und Diskussionen inklusive. Die Treffen wurden vor zwei Jahren von IDM gestartet und waren bald ausgebucht.

„Eine enge Zusammenarbeit zwischen Agrarwirtschaft und Tourismus war früher gang und gäbe“, sagt Wolfgang Töchterle, Marketingdirektor von IDM. „Das Gasthaus oder der Gastwirt im Dorf bekam seine Rohstoffe direkt von den Bauern vor Ort oder verarbeitete die Erzeugnisse des eigenen Hofes – ein nachhaltiger lokaler Kreislauf also. Diese Selbstverständlichkeit ist heute leider verloren gegangen. Mit unserer Veranstaltungsreihe wollen wir die Zusammenarbeit zwischen den Branchen wieder beleben und auf eine neue Basis stellen, aus der sich nachhaltige und innovative Projekte ergeben, die für beide Branchen zukunftsweisend sind und bei denen beide profitieren können.“

Eine solche Win-win-Situation ist die Zusammenarbeit von Klemens Villgrattner, Landwirt vom Rosenwirtshof, mit Johannes Tratter von der Bäckerei Tratter und Monika Damian, Hotelierin im Cyprianerhof, alle in Tiers. Als Johannes Tratter vor einigen Jahren anregte, Getreide in der Region anzubauen, war Klemens Villgrattner gleich fasziniert von dieser Idee. Heute kultiviert er auf rund 12.000 m² unter anderem verschiedene Getreidesorten, darunter Roggen, Weizen, Hartweizen, Gerste und Buchweizen, wie er bei der ersten Ausgabe 2025 von „Zu Gast bei Pionieren“ erzählte. Für sein Getreide hat Villgrattner seit dem gemeinsamen Start des Getreideprojektes einen zentralen Abnehmer: die Bäckerei Tratter, die das regionale Korn zu einem speziell gekennzeichneten Brot verbackt. „Von do“ heißen die Brotlaibe, die es zum gleichen Preis gibt wie das restliche Brot, damit die Kund:innen bewusst zur regionalen Variante greifen. Beliefert wird aber zunehmend auch die Gastronomie, wie eben der Cyprianerhof. Der bezieht nicht nur sein Brot von der Bäckerei Tratter, dort werden Körner wie Weizen, Gerste oder Roggen auch in den Gerichten weiterverarbeitet. Die Nachfrage der Gäste nach regionalen Zutaten steigt laut Monika Damian; hier sei die Kommunikation entscheidend. „Wir zeigen auf der Webseite und direkt auf der Menükarte, woher die Produkte kommen“, so Damian. Gemeinsam haben die drei Vorreiter:innen somit einen nachhaltigen regionaler Kreislauf erstellt, von dem jeder profitiert.

Auf Tierwohl vom ersten bis zum letzten Tag setzt Veronika Stampfer, Landwirtin am Stampferhof in Völser Aicha – eine weitere Vordenkerin, die beim Event besucht wurde. Die Bezirksbäuerin des Bezirks Bozen und Bäuerin des Jahres 2014 hält rund 15 Ochsen und 100 Schweine artgerecht am Hof. Seit 2005 beteiligt sie sich am Südtiroler Speckprogramm, das den echten Bauernspeck garantiert. Das bedeutet, dass nicht nur alle Ferkel in Südtirol geboren sein müssen, sondern auch die Muttersäue. Auch die Aufzucht unterliegt strengen Kriterien. Die Fleischqualität ist vor allem durch die Fütterung von Heu und speziell ausgewähltem Getreide gegeben. Produziert werden am Stampferhof Speck, Rippchen und verschiedene Würste nach traditioneller Art. Die Kombination aus tiergerechter Haltung und handwerklicher Qualität wurde auch bereits mit einer Gault&Millau-Auszeichnung gewürdigt.

Würdiger Abschluss des Events war der Besuch des Gourmetrestaurants Lampl Stube in Kastelruth, wo Küchenchef Marc Oberhofer mit seinem Team drei kulinarische Konzepte aus einer Küche führt: die Lampl Stube, das Restaurant des Hotel Lamm sowie das Bistro Lamm. Besonders interessiert zeigt sich Oberhofer an hochwertigen Nischenprodukten aus der Südtiroler Landwirtschaft und kreiert damit neue, regionale Genussmomente. Dafür holt er sich Produkte von regionalen Höfen und versucht dabei, so viel wie möglich vor Ort in Bioqualität einzukaufen. Seine Fische kommen vom Hotel-eigenen Wildteich und werden – genauso wie das Fleisch – „von der Nase bis zum Schwanz“ verwertet. So will Oberhofer verantwortungsvollen und nachhaltigen Fleisch- und Fischgenuss garantieren. Seine Küche ist eine Fusion von lokalen Wurzeln und japanischer Küche. Das Oberhofer’sche Credo „Stay local or go global“ scheint auch bei den Expert:innen gut anzukommen: Er ist Träger von drei Falstaff-Gabeln und zwei Gault-Millau-Hauben.

Nach dem Auftakt der Eventreihe „Zu Gast bei Pionieren“ in der Dolomitenregion Seiser Alm geht es nach einer Sommerpause mit weiteren Veranstaltungen im Herbst weiter. Infos dazu gibt es unter www.tourismut.com, wo man sich auch für die kommenden Events anmelden kann.

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