Kann sich die Südtiroler Landwirtschaft selbst mit organischem Dünger versorgen? Welche Möglichkeiten es gibt, den Einsatz von Mineraldüngern zu minimieren, und welche Rolle Wirtschaftsdünger dabei spielen können, wird im Projekt INNONährstoffe untersucht.
Im Kreislauf zu wirtschaften, ist seit jeher Teil der Landwirtschaft: Futterpflanzen werden angebaut und verfüttert, damit werden dem Boden Nährstoffe entzogen. Durch die Düngung mit den Ausscheidungen der gefütterten Tiere wird dieser Entzug wieder ausgeglichen, Futterpflanzen können wieder auf fruchtbarem Boden angebaut werden.
Durch die Spezialisierung der Landwirtschaft in reine Pflanzenbaubetriebe (Obst- und Weinbau usw.) und Betriebe mit Fokus auf Tierhaltung ist es oft nicht mehr möglich, diese Kreisläufe aufrechtzuerhalten. Vor allem Obst- oder Weinbaubetriebe sind häufig auf Mineraldünger angewiesen, um die Pflanzen bedarfsgerecht zu versorgen. Aber mineralischer Dünger ist nicht zuletzt im Zuge der Klimaveränderung etwas in Verruf geraten. Zudem ist er teuer.
Stickstoff in der Sackgasse
Durch das bahnbrechende Haber-BoschVerfahren kann seit Anfang des 20. Jahrhunderts der in der Luft enthaltene gasförmige Stickstoff entzogen und in seine mineralische bzw. feste Form überführt werden. Dieses Verfahren ist allerdings sehr energie- und damit kostenintensiv. Besonders der Ölpreis prägt die Kosten von Mineraldünger, was spontane Preissteigerungen zur Folge hat – wie zurzeit deutlich spürbar wird.
Nachhaltigkeit im Fokus
Deshalb hat sich die Südtiroler Landwirtschaft zum Ziel gesetzt, die Pflanzenernährung ökonomisch und ökologisch nachhaltiger zu gestalten und zunehmend auf organische Formen der Düngung (Wirtschaftsdünger oder Gründünger) zu setzen. Diese haben den Vorteil, dass Stickstoff und weitere Nährstoffe in gebundener Form vorliegen. Zudem führt die Düngung beispielweise mit Festmist, Gülle, Kompost oder Leguminosen zu einer Steigerung der Humusgehalte im Boden. Hohe Humusgehalte wirken sich positiv auf die Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit, das Bodenleben und auch auf das Klima aus. Gülle oder Mist, die auf milchviehhaltenden Betrieben keine Verwendung finden, könnten sich für die Nutzung in der Obst- und Weinwirtschaft eignen.
Potenzial erkundigen
Nun gibt es dazu aber noch einige wichtige Fragen zu klären: Wie können Gülle, Mist und andere organische Dünger aufbereitet und transportiert werden? In welcher Form bringt man den Dünger aus, sodass die Nährstoffe verfügbar sind, wenn diese von den Pflanzen am meisten gebraucht werden? Und die eigentlich wichtigste Frage: Wie viel Wirtschaftsdünger ist in Südtirol überhaupt „übrig“?
Diese und weitere Fragen werden im ELER-geförderten Projekt INNONährstoffe unter der Leitung der Bauernbund-Abteilung Innovation & Energie und in Zusammenarbeit mit dem Südtiroler Beratungsring für Obst- und Weinbau, dem Beratungsring für Berglandwirtschaft, dem Versuchszentrum Laimburg, der Freien Universität Bozen und vier Landwirtschaftsbetrieben untersucht. Erste Erkenntnisse sind im kommenden Jahr zu erwarten.
Ansprechpartner: Südtiroler Bauernbund