Kreislaufwirtschaft in Südtirol – Wirtschaft neu gedacht.

Was ist Kreislaufwirtschaft?

Warum wir unsere Wirtschaft neu denken müssen.

Unsere Wirtschaft funktioniert derzeit nach dem Prinzip: Produzieren – Konsumieren – Wegwerfen. Dieses lineare Modell hat jahrzehntelang Wachstum ermöglicht – jedoch auf Kosten unserer Umwelt. Es ignoriert, was mit Produkten am Ende ihrer Nutzung passiert, und blendet die wahren Kosten wie Ressourcenverschwendung, Müllberge und Umweltbelastung aus.

Die Folgen? Eine übernutzte Erde, verschmutzte Ökosysteme – und eine Klimakrise, die uns alle betrifft.

Die Kreislaufwirtschaft setzt hier an und zeigt, dass es auch anders geht: Sie bricht mit der Wegwerfmentalität und denkt Wirtschaft in geschlossenen Kreisläufen. Ressourcen werden geschont, Abfälle vermieden und Materialien so lange wie möglich im Kreislauf gehalten. Das Ziel: ein System, das nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch wirtschaftlich zukunftsfähig ist.

Überblick

Projekte in Südtirol
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Ziel: Kreislaufwirtschaft in Südtirol sichtbar machen und vernetzen

Diese Seite dient als zentrale Übersicht für Projekte, Unternehmen und Initiativen, die zur Kreislaufwirtschaft in Südtirol beitragen. Unser Ziel: sichtbar machen, wer bereits aktiv ist – und neue Kooperationen ermöglichen. Gemeinsam mit der Provinz Bozen führt IDM eine umfassende Kartierung aller relevanten Aktivitäten durch. Die Ergebnisse werden auf einer interaktiven Seite veröffentlicht – als Ausgangspunkt für Austausch, Partnerschaften und Innovation.

Sie arbeiten an einem Projekt zur Kreislaufwirtschaft?
Dann laden wir Sie ein, Teil dieses Netzwerks zu werden. Ihre Informationen helfen dabei, Ihre Arbeit gezielt darzustellen und mit anderen Akteur:innen in Verbindung zu treten. Schreiben Sie uns gerne eine E-Mail an: sustainability(at)idm-suedtirol.com

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Chancen und Potenziale in Südtirol

Unternehmen, Forschungseinrichtungen und öffentliche Institutionen arbeiten gemeinsam an Lösungen für Recycling, Wiederverwendung und nachhaltige Produktion. Besondere Potenziale bestehen in den folgenden Bereichen.

Tourismus

  • Zero-Waste-Hotels setzen auf wiederverwendbare Produkte und vermeiden Einwegplastik.
  • Digitale Lösungen gegen Food Waste wie „Too Good To Go“ helfen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
  • Kreislauffähige Hotelmöbel bestehen aus recycelten Materialien und sind wiederverwertbar.
Bauwirtschaft

  • Urban Mining nutzt Materialien aus Abrissgebäuden für neue Bauprojekte.
  • Modulares Bauen ermöglicht eine einfache Wiederverwendung von Bauteilen.
  • Biobasierte Baustoffe wie Pilz- oder Hanfbeton ersetzen umweltbelastende Materialien.
Landwirtschaft & Food

  • Agrar-Kaskadennutzung verwertet Nebenprodukte wie Trester oder Stroh für neue Produkte.
  • Regenerative Landwirtschaft fördert Humusaufbau und Kohlenstoffspeicherung.
  • Kreislaufkonzepte in der Lebensmittelverarbeitung nutzen z. B. Kaffeesatz für Kosmetik oder Biertreber für alternative Proteine.
  • Lebensmittelverschwendung reduzieren: Bessere Lagerung, Logistik und Vermarktung – etwa durch „Ugly Food“ oder die Weitergabe von Überschüssen.
  • Konsum & Nachnutzung: Speisereste aus Gastronomie und Haushalten werden für Biogas, Kompost oder neue Anwendungen genutzt.
Industrie und Handwerk

  • Industrie-Symbiosen nutzen Abfälle einer Branche als Rohstoff für eine andere.
  • Produkt als Service (z.B. Mietmodelle für Waschmaschinen oder Werkzeuge) reduziert Ressourcenverbrauch.
  • 3D-Druck mit Recyclingmaterialien ermöglicht die ressourcenschonende Produktion von Ersatzteilen.

Prinzipien der Kreislaufwirtschaft

Ressourcen schonen, Abfälle vermeiden, Materialien im Kreislauf halten

① Ressourcenschonung und Abfallvermeidung

Produkte und Prozesse sollten von Anfang an so konzipiert werden, dass sie möglichst wenig Rohstoffe verbrauchen und kaum Abfall erzeugen. Entscheidend ist hierbei:

  • Langlebiges Design: Produkte sollten robust und reparierbar sein, um ihre Nutzungsdauer zu verlängern.
  • Nachhaltige Materialwahl: Der Einsatz erneuerbarer, recycelter oder biobasierter Materialien reduziert den Bedarf an neuen Rohstoffen.
  • Effiziente Produktion: Unternehmen sollten Strategien entwickeln, um Materialverluste und Abfälle in der Herstellung zu minimieren.
② Maximierung der Produktnutzung

Ein zentraler Aspekt der Kreislaufwirtschaft ist es, den Wert eines Produkts so lange wie möglich zu erhalten. Dies kann durch verschiedene Ansätze erreicht werden:

  • Mehrfachnutzung: Produkte sollten von mehreren Personen oder Unternehmen genutzt werden, z. B. durch Carsharing oder Werkzeugverleih.
  • Service-Modelle: Hersteller können Reparatur-, Wartungs- oder Leasingangebote bereitstellen, um die Lebensdauer ihrer Produkte zu verlängern.
  • Neue Nutzungskonzepte: Das Prinzip „Nutzen statt Besitzen“ reduziert den Bedarf an Neuproduktionen. Beispielsweise besitzen viele Menschen teure Elektrogeräte oder Werkzeuge, die nur selten genutzt werden – gemeinschaftliche Nutzung oder Mietmodelle können hier Abhilfe schaffen.
③ Den Kreislauf schließen

Am Ende der Nutzung sollten Produkte und Materialien nicht als Abfall enden, sondern möglichst vollständig wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden. Dies kann durch verschiedene Verfahren geschehen:

  • Recycling: Materialien werden in ihre Rohstoffe zerlegt und für neue Produkte wiederverwendet (z. B. Glasrecycling oder Kunststoffrecycling).
  • Remanufacturing: Produkte oder einzelne Komponenten werden aufbereitet und in einen neuwertigen Zustand versetzt (z. B. die komplette Zerlegung, Prüfung und Wiederaufbereitung eines Motors).
  • Upcycling: Aus alten oder scheinbar unbrauchbaren Materialien entstehen neue, höherwertige Produkte (z. B. Möbel aus alten Paletten).
  • Refurbishment: Produkte werden gereinigt, repariert und technisch aktualisiert, um erneut genutzt zu werden (z. B. aufbereitete Smartphones oder Laptops).
  • Reparatur (Repair): Produkte werden instand gesetzt, um ihre Lebensdauer zu verlängern (z. B. Austausch eines Smartphone-Displays oder Reparatur von Haushaltsgeräten).
  • Wiederverwendung (Reuse): Produkte oder Komponenten werden ohne größere Aufarbeitung erneut genutzt (z. B. Second-Hand-Kleidung oder Mehrwegverpackungen).

Diese Methoden helfen, Rohstoffe effizienter zu nutzen, Abfälle zu minimieren und die Lebensdauer von Produkten zu verlängern.

Vorteile der Kreislaufwirtschaft
Reduzierter Ressourcen- und Energieverbrauch

Eine konsequente Kreislaufwirtschaft kann den Einsatz primärer Rohstoffe in Europa bis 2050 um über 50% senken (Ellen MacArthur Foundation). In Deutschland sind laut Roadmap sogar 68% möglich (Circular-Economy Roadmap Deutschland).

Geringere Umweltverschmutzung

In der EU gehen jährlich rund 600 Millionen Tonnen verwertbarer Materialien verloren – Kreislaufwirtschaft bringt sie zurück in den Stoffkreislauf (Europäische Kommission). 

Enormes Innovationspotenzial

Die Kreislaufwirtschaft eröffnet Raum für neue Technologien und Geschäftsmodelle – allein in Europa könnte sie bis 2030 einen Marktwert von 1,8 Billionen Euro schaffen (McKinsey & Company).

Kosteneinsparungen

Durch effizientere Nutzung von Material und Energie können Unternehmen in Europa jährlich rund 600 Milliarden Euro einsparen (McKinsey & Company).

Stärkung der lokalen Wertschöpfung

Kreislaufwirtschaft stärkt regionale Dienstleistungen wie Reparatur und Recycling – bis 2030 könnten rund 700 000 neue Jobs in der EU entstehen (Europäisches Parlament). Modellrechnungen zeigen zudem ein mögliches Wirtschaftswachstum von 2 % und 1,6 % mehr Beschäftigung (Aguilar-Hernández et al., 2021).

Erhöhte Resilienz

Zirkuläre Ansätze verringern die Abhängigkeit von Rohstoffimporten und machen Lieferketten robuster – das stärkt die wirtschaftliche Stabilität und senkt das Risiko von „stranded assets“ (Europäisches Parlament, Ellen MacArthur Foundation).

Verbesserte Wettbewerbsfähigkeit

Kreislaufwirtschaft stärkt die Innovationskraft und hilft Unternehmen, sich durch nachhaltige Produkte vom Wettbewerb abzuheben – besonders in der europäischen Industrie (Europäisches Parlament).

Soziale und gesellschaftliche Vorteile

Kreislaufwirtschaft schafft neue Tätigkeitsfelder, fördert spezialisierte Fähigkeiten und verbessert durch langlebige, reparierbare Produkte die Lebensqualität (Europäisches Parlament).

Förderung von Bildung und Forschung

Kreislaufwirtschaft stärkt Bildung und Wissenschaft: sie schafft neue Lernfelder, fördert nachhaltige Innovation und ist fester Bestandteil europäischer Forschungsprogramme (EESC / Horizon Europe).

Nachhaltigkeitslabel Südtirol

Das Nachhaltigkeitslabel Südtirol zeichnet Unternehmen, touristische Betriebe und Destinationen aus, die Verantwortung übernehmen – für Umwelt, Gesellschaft und wirtschaftliches Handeln. Es bietet klare Orientierung auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und macht dieses Engagement sichtbar. Ergänzend unterstützen wir Unternehmen mit einem Nachhaltigkeits-Assessment, das gezielt Potenziale in den Bereichen Umwelt, Soziales und Wirtschaft aufzeigt. Im Mittelpunkt stehen konkrete, umsetzbare Maßnahmen zur Förderung von Zirkularität – praxisnah und individuell abgestimmt.

Mehr zum Nachhaltigkeits-Assessment erfahren

Qualitäts-und Schwellenkriterium für die Landingpage Kreislaufwirtschaft

Zweck

Das Kriterium stellt sicher, dass nur Projekte, Produkte oder Aktivitäten präsentiert werden, die authentisch zur Kreislaufwirtschaft beitragen und sich bereits in der Umsetzung befinden. Damit bleibt die Landingpage glaubwürdig und relevant, ohne Unternehmen mit kleineren oder frühen Aktivitäten auszuschließen.

Muss-Kriterien (Schwelle für Aufnahme)

Ein Projekt, Produkt oder eine Aktivität kann auf der Landingpage präsentiert werden, wenn alle folgenden Bedingungen erfüllt sind:

  1. Realisierungsstand 
    Die Aktivität ist bereits gestartet und operativ umgesetzt (nicht mehr in der reinen Planungs- oder Konzeptionsphase).
     
  2. Bezug zur Kreislaufwirtschaft
    Die Aktivität leistet einen konkreten Beitrag zu mindestens einem Prinzip der Kreislaufwirtschaft (z. B. Ressourcenschonung, Wiederverwendung, Recycling, Sharing, Design for Circularity).
     
  3. Nachvollziehbarkeit
    Es gibt mindestens einen belegbaren Nachweis für die Umsetzung, z. B.:
    • Öffentlich zugängliche Informationen (Webseite, Bericht, Pressemeldung)
    • Interne Dokumente, die auf Anfrage vorgelegt werden können
    • Fotos, Daten oder andere greifbare Ergebnisse

Nützliche Links

Hier finden Sie eine Auswahl verlässlicher und aktueller Quellen, um sich über die Prinzipien, Strategien, Initiativen und Best Practices der Kreislaufwirtschaft auf europäischer, nationaler und lokaler Ebene zu informieren.

  • InnoCircle
    Europäisches Projekt, gefördert von IDM Südtirol, zur Förderung zirkulärer Innovationen zwischen Unternehmen und Regionen. Entdecke die Bereiche „Knowledge Hub“ und „Toolkit“.
    innocircle.eu
     
  • CE Food Hub
    Teil des EU-Projekts CE Food Cycle, das die Kreislaufwirtschaft im Agrar- und Lebensmittelsektor fördert. Der CE Food Hub wurde im Rahmen dieses Projekts entwickelt und dient als Plattform für Networking, Schulung und Unternehmensunterstützung. IDM Südtirol ist Projektpartner.
    idm-suedtirol.com/circular-economy-food-hub
     
  • Ellen McArthuer Foundation
    Die internationale Referenzorganisation für Kreislaufwirtschaft – mit Studien, Bildungsangeboten, Fallbeispielen und strategischen Visionen für eine regenerative Wirtschaft.
    ellenmacarthurfoundation.org
     
  • EU Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft
    Der offizielle Plan der EU zur Beschleunigung des Übergangs zur Kreislaufwirtschaft – mit Maßnahmen, Zielen und Hintergrunddokumenten.
    environment.ec.europa.eu/strategy/circular-economy-action-plan_en
     
  • Wirtschaftlexikon Gabler
    Eine präzise und verständliche Definition des Begriffs Kreislaufwirtschaft im wirtschaftlichen Kontext.
    wirtschaftslexikon.gabler.de
     
  • EU-Rat: Was ist Kreislaufwirtschaft?
    Eine verständliche Einführung des EU-Rates in das Konzept der Kreislaufwirtschaft und seine Bedeutung für eine nachhaltige Zukunft.
    consilium.europa.eu/it/policies/the-circular-economy-explained
     
  • Italiens Plan für die Kreislaufwirtschaft
    Die italienische Strategie für die Umsetzung einer nationalen Kreislaufwirtschaft, abgestimmt auf die europäischen Ziele.
    mase.gov.it/portale/riforma-1-1-strategia-nazionale-per-l-economia-circolare
     
  • Kreislaufwirtschaft in Italien 2025: Überblick
    Zusammenfassung des aktuellen Stands der Kreislaufwirtschaft in Italien mit Daten, Trends und Handlungsempfehlungen für Unternehmen und Institutionen.
    circulareconomynetwork.it
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